AND WHAT NOW?
Vorwort
Ich bin Deutscher. Und wir Deutschen stammen ja bekanntlich von den Nazis ab. Und mit dieser Abstammung ist das Leben nicht einfach. Einerseits natürlich, wegen der Verantwortung, die wir Deutschen für den Rest der Jahrtausende der Menschheit für die Taten unserer Vorfahren übernehmen müssen.
Andererseits wegen der transgenerationellen Traumaübertragung, die vielen Menschen aus meiner Generation das Leben schwer und unglücklich gemacht hat. Eltern, die auf die ein oder andere Weise von ihrer Schuld, ihrem Leiden oder der Unfähigkeit zu trauern geprägt wurden, hatten oft keine Möglichkeit liebevolle, anteilnahmsvolle, ermutigende Eltern zu sein und untergruben auf diese Weise das Vertrauen und das Selbst-Wertgefühl der folgenden Generationen und oft ist selbst nach mehreren Psychoanalysen nur eine langsame Besserung möglich.
So ist es auch mir ergangen. Ich habe eine mittlerweile dreissig Jahre alte Tochter und einen vierjährigen Sohn, die ich über alles liebe. Ich lebe seit über 25 Jahren mit einer wundervollen, äusserst starken Frau zusammen, die ich täglich immer noch besser kennenlerne und täglich immer noch mehr und besser lieben lerne. Und immer noch verzweifle ich immer wieder und immer wieder tief und intensiv an dieser Existenz.
In meiner frühen Jugend habe ich angefangen Erich Fromm und Albert Camus zu lesen. Es war mir daher schon sehr früh klar, dass wir in einer absurd eingerichteten Welt leben und dass es keine Chance gibt ein gutes, aufrichtiges, sinnvolle Existenz im Absurden, solange wir nicht bereit sind uns wirklich mit der Realität auseinandersetzen und uns selbst und unsere Existenz mit allen Widersprüchen, von denen es viele gibt, zu akzeptieren.
Von Anfang an habe ich den Kampf gegen die Zerstörung unserer Existenzgrundlage und das Beenden unseres absurden, uns selbst so schadenden Verhaltens als das dringendste Problem betrachtet.
Ich begann Anfang der Neunziger Jahre allgemeine Rhetorik zu studieren, weil ich überzeugt war, dass nur konsequente Aufklärung in größter persönlicher Aufrichtigkeit die maximale rhetorische Wirksamkeit entwickeln könnte, die notwendig war, um uns aus diesem Dilemma zu befreien.
Irgendwann habe ich dann angefangen Filme zu machen.
Ich glaube, dass Filme eine wichtige Rolle für eine nachhaltige Aufklärung der Menschheit spielen. Aber es müssen besonders aufrichtige und wahrhafte Filme sein. Filme von bedingungsloser Ehrlichkeit.
Denn „Greenwashing beginnt schon in dem Moment, in dem man nicht die ganze Wahrheit sagt.“
Zusammen mit meiner Lebensgefährtin Mathilde Bonnefoy und in Ko-Produktion mit ARTE habe ich vor über 10 Jahren eine Reihe von 30 dokumentarischen Kurzfilmen gedreht:
WAS TUN?
FÜR EINE NACHHALTIGE UND GERECHTE ZUKUNFT DER MENSCHHEIT
In diesen Kurzfilmen setzten wir schon damals auf diese besondere rhetorische Wirksamkeit von außerordentlich aufrichtigen, kompetenten und sympathischen Menschen, - Wissenschaftler, Denker, Aktivisten - die in grösster Ehrlichkeit ihre Sorgen und ihre persönlichen konkreten Antworten auf die Frage, was es unter den gegebenen Umständen zu tun gibt, mit uns teilten.
Seitdem haben sich die Dinge nun leider noch einmal dramatisch zugespitzt. Noch vor zehn Jahren glaubten die Wissenschaftler, dass wir bis zum Ende des Jahrhunderts Zeit haben, um auf Zero Carbon zu kommen. Jetzt, zehn Jahre später, wissen wir, dass es bis 2040 sein muss, um unter 1,5 Grad Erwärmung zu bleiben, und dass diese absolut dringend geboten ist, selbst wenn wir es für absolut unmöglich halten.
Jetzt müssen wir also in den verbleibenden 18 Jahren alles, was uns die Wissenschaft vorschreibt, optimal umsetzen, um als Zivilisation zu überleben.
Werden wir das schaffen? - Ehrlich gesagt: es sieht wirklich nicht gut aus.
Aber ich weiß es nicht.
Niemand weiss es.
Sicher ist nur, dass wenn wir nicht alles alles geben, werden wir nicht wissen, was möglich gewesen wäre.
Wie müssen also jetzt all alles daran setzen durch unsere kreative Kraft und all unser persönliches Engagement die notwendige Aufklärung zu leisten, die die kritische Masse in unseren Gesellschaften schafft, die für diese radikale Veränderung nötig ist.
Es ist unsere Verantwortung.
Ob wir es wollen oder nicht.
Es muss sein.
Jetzt kann nicht mehr länger geschwiegen werden.
Jetzt müssen wir Farbe bekennen.
Wir alle.
Ganz persönlich.
Bist du bereit dich in den verbleibenden Jahren ganz und gar für die Stabilität unserer Zivilisation zu engagieren?
Es ist ein Notfall.
Deswegen melde ich mich jetzt zu Wort.
Ein existenzieller Notfall.
Wir müssen alle alles stehen und liegen lassen und uns sofort an die Arbeit machen.
In den nächsten dreissig Jahren müssen wir alle vollen Einsatz zeigen.
Sonst schaffen wir es auf keinen Fall.
Und das wäre verheerend.
Für unsere Kinder und deren Kinder.
Und für die Menschheit an sich.
Wir müssen jetzt alles geben.
Es gab nie einen dringenderen Notfall.
Nie einen dringenderen Handungsbedarf.