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"Jeden Morgen gegen 6 Uhr wache ich auf und sehe meinen schlafenden fünfjährigen Sohn neben uns liegen und sehe sein freudiges Lächeln im Schlaf, sein tiefes Glück und Zugehörigkeitsgefühl, seine reine Lust am Existieren, die Aufregung alles auszuprobieren und immer neue Kombinationen zu erforschen  - und in dem Moment bin ich der liebendste und glücklichste Mensch der Welt.

Und zur gleichen Zeit schnürt es mir die Kehle zu, wenn ich daran denken, in was für ein Welt wir ihn da hineingeworfen haben, in was für einen Ozean aus Dreck und Verletzungen und Wunden und Leiden und Verrücktheiten und Gewalt und Neid und Hass und krankem Egoismus und verblödeter Sehnsüchte. Und das alle ganz am Anfang des alles zum Glühen bringenden Klima-Kollaps.

Wie sollen wir mit diesen Widersprüchen zurechtkommen? Klar, ich weiss wie, akzeptierend, was nicht verändert werden kann und verändern, was möglich ist. Klar. Meditieren, Die Bedeutungslosigkeit unserer Ängste mir vergegenwärtigen, den Stress abbauen, ausatmen, zur Ruhe kommen, mich beruhigen - und dann den Stress im richtigen Moment zu lassen. Handeln. Auf den Punkt bringen. Effiziente Kommunikation. Blitzartig einschlagend, alles erleuchtend.

Aber trotz all dem: Es bleibt Wahnsinn, wie wir leben müssen, in was für eine Welt wir da hineingeraten sind, ohne es zu verhindern, ohne es bemerken zu wollen. Ohne die Verantwortung dafür zu übernehmen und radikal alles verändern. Weil wir wissen, dass es nicht geht, dass es zu spät ist. Und trotzdem.  - Was für eine Schande. Was für ein Stress. Was für Widersprüche.

Und dann wacht er auf und strahlt mich verschlafen an und ich bin glücklich wie ein Einzeller und trage ihn zum Aufwachen durch unsere schöne Wohnung und spreche sanft mit ihm und höre seine neusten Ideen und Pläne an. Was er alles bauen wird, für uns, später, wenn er gross ist, und wie er die Welt zu verbessern plant, ohne bis jetzt überhaupt schon etwas davon zu wissen, was das eigentlich für eine Welt ist.

Und dann, wenn ich ihn in der Vorschule abgegeben habe, wo er lernt, mit Menschen aus vielen unterschiedlichen Kulturen zusammenzuarbeiten und dass es das die wichtigste Fähigkeit der Zukunft sein wird gemeinsam Lösungen zu finden, sitze ich auf einer Parkbank im Tiergarten in Berlin und versuche mich von dem Stress der Widersprüche zu erholen. Ich versuche mich zu beruhigen. Ich denke darüber nach, was ich in den 6 Stunden, die ich  nun zum kreativen Arbeiten habe, sinnvolles an kurzen Filmen machen kann. Denn das ist nun einmal das, was ich tue. Und das, was ich glaube, dass es Sinn macht. Kurze Filme machen. Je kürzer desto besser.  

Filme, die diese Widersprüche nicht leugnen. Keine Filme, die so tun als gäbe es die Widersprüche nicht und als würden die Lösungen wie reife Früchte an den Bäumen eines zukünftigen Paradises hängen. Ja, klar, wir dürfen nicht nur negativ sein, nicht nur die katastrophale Realität beschreiben und die daraus hochzurechnende entsprechende Zukunft, die unfassbar erbärmlich sein wird. Aber für Optimismus haben wir heute schon zu viele Informationen. Wir können uns nicht einfach auf die wünschenswerte Zukünfte konzentireren. Aber wir müssen.

Denn wir müssen wir eine Vorstellung haben von einer Existenz in der Zukunft, für die es sich zu kämpfen lohnt, für die es sich selbst zu ändern lohnt. Für die es sich lohnt die Menschen zum Kampf aufzurufen.

Widersprüche über Widersprüche.

Es ist ein Kampf um jeden Zentimeter."


INTERVIEWS AND REMARKS

ICH VERSUCHE MICH ZU BERUHIGEN / BEMERKUNGEN / 001